Münster: Feierliche Preisverleihung
18. Jun 2019
Die Feier begann mit der Begrüßung durch Stefan Leibold, Vorstandsvorsitzender von pax christi Münster.
Stefan betonte die Bedeutung der Arbeit und begrüßte Vertreter und Sympathisanten des Netzwerks sowie die Geflüchteten, die dank Kirchenasyl ein Bleiberecht oder eine Duldung erreicht hatten. Er bedauerte, dass ein solcher aktiver Kampf um die Rechte von politisch Verfolgten überhaupt nötig sei und prangerte die offiziellen Bestrebungen an, den Geflüchteten immer mehr rechtlichen Schutz und Kontakt mit ehrenamtlichen Bürgern zu verweigern.
Pfarrer Joachim Poggenklaß schilderte in seiner Laudatio viele Fälle von
Kirchenasyl und machte durch sein Engagement deutlich, dass er sich selbst als
einen sehr aktiven Beteiligten dieses Netzwerks betrachtet.
Das musikalische Zwischenspiel gestaltete ein iranischer Musiker mit einem
Rumi-Lied, das durch meditativ-kämpferische Klänge auf einem Tanbour , einem
kleinen Saiteninstrument, sehr eindrucksvoll zur gesammelten Stimmung beitrug.
Zwei Urkunden - ein Wort von Papst Johannes XXIII und eins seines Sekretärs - sowie die Büste des gewichtigen Papstes übergaben Johannes Gertz, Stefan Leibold und Eberhard Ockel den beiden Vertretern des Netzwerks, Benedikt Kern und Maria Espelkott.
Wieder hörten wir ein musikalisches Zwischenspiel, das die spirituelle Anregung
des denkwürdigen Augenblicks kongenial unterstrich.
Besonders eindrucksvoll schien mir die Dankesrede von Benedikt Kern, der über
Höhen und Tiefen der Kirchenasyle ebenso freimütig Rechenschaft ablegte wie
seine Betroffenheit über feige Kumpanei der Kirchenleitungen mit dem BAMF
äußerte, deren Vereinbarung zu unnötigen zusätzlichen problematischen Hürden
für die Gemeinden führte. Statt sich mutig und uneingeschränkt hinter die
Kirchenasylgemeinden zu stellen, setzten sie diese zusätzlich unter Druck. Kern
ließ keinen Zweifel daran, dass Kirchenasyl eine Aktion zivilen
Ungehorsams darstelle, aber dass christliches Engagement einer Gemeinde die
schützende Solidarität der Kirchenleitungen zwingend erforderlich mache, wolle
die Kirche nicht vollends ihre Glaubwürdigkeit verspielen.
Zwei Geflüchtete, die von Benedikt Kern und Maria Espelkotts Engagement profiitierten, schilderten ihre
Erfahrungen aus dem Kirchenasyl. Alle waren sich einig in einem Dank über
unglaubliche Hilfsbereitschaft und Solidarität wildfremder Menschen, die ohne
Erwartung auf persönlichen Vorteil einfach um der Menschlichkeit willen
handelten.
Aber noch etwas hat sich mir eingeprägt: das Kirchenasyl beschränkt in ähnlicher Weise die persönliche Bewegungsfreiheit des Geflüchteten wie ein Gefängnis, so sehr sich die beteiligten Helfer*innen auch um Zerstreuung und Trost bemühen. Und die Angst vor drohender Abschiebung ist der ständige Begleiter. Kein Wunder, dass Depressionen unter Geflüchteten - bis hin zum Suizid - alltäglich sind.
Norbert Mette sprach ein Segensgebet mit Worten von Papst Franziskus zum Abschluss des offiziellen Teils, der noch durch ein weiteres musikalischen Highlight abgerundet wurde.
Dann konnten sich die Gäste von Nah und Fern bei einem leckeren Imbiss mit
kalten und warmen Getränken über das Gehörte unterhalten und mit den
Veranstaltern und Vortragenden austauschen.
Bericht von Eberhard Ockel, Vorstandsmitglied pax christi Münster